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„Die Produktivität sinkt, obwohl wir doch so gut ausgestattet sind.“
„Was haben wir nicht alles in den letzten Jahren investiert: neue Laseranlagen, hochmoderne Plasma- und Wasserstrahlanlagen, Blechlagersysteme, neue ERP- und Nesting-Software. Wir haben Studien gemacht, Diplomarbeiten anfertigen lassen und Produktionsoptimierer wochenlang durch die Fertigung geschickt. Und trotzdem kommen wir irgendwie nicht voran. Die Produktivität entwickelt sich nicht so, wie wir uns das vorstellen.“
Solche oder so ähnliche Aussagen bekomme ich öfters in Schneidbetrieben und von
Blechverarbeitern zu hören.
Und selbst das Statistische Bundesamt (1) zeigt diesen Trend auf: die
Produktivität entwickelt sich in den letzten Jahren nicht in dem Maße, wie man
es erwarten könnte. Die Umstrukturierungsprozesse der Wertschöpfungsketten sind
weitgehendst am Ende (2).
Was ist los in der Blechverarbeitung im digitalen Zeitalter?
Aus meiner Sicht wird sich in manchen Unternehmen zu viel beschäftigt
und zu wenig gearbeitet.
D.h. bevor es wirklich um den Kunden und seine Bedürfnisse geht, müssen
unnötige und teils zeitraubende Prozesse durchlaufen werden:
• ERP-Programme passen nicht zum Workflow des Vertriebs und
der Arbeitsvorbereitung.
• Veraltete Lagerinformationen müssen immer und immer wieder
abgeglichen werden.
• Fertigungsrelevante Informationen werden in Excel-Tabelle 1
und 2 und 3 eingetragen.
• Fertigungsstände werden täglich händisch abgeglichen.
• MES-Systeme sind nicht aktuell oder erfassen nur Teilbereiche
der Fertigung.
• Die Fertigung läuft im Blindflug.
• Dazu kommen „steigende Anteile an Tätigkeiten im
Zusammenhang mit der Anwendung von Gesetzen und Vorschriften“
(3).
Alles Tätigkeiten, die nicht dem Kunden dienen, Zeit vergeuden, Mitarbeiter
de-motivieren, Produkte unnötig teuer machen und Lieferzeiten verlängern.
Und je dynamischer und komplexer die Fertigungs-Welt wird, umso chaotischer und
kundenferner werden diese Beschäftigungen. Bis das Unternehmen havariert.
Mein Tipp:
zurück an die Arbeit. Weg mit allem überflüssigen
Kram. Prozesse hinterfragen und mit einer sinnvollen Digitalisierung für ein
stärkeres Produktivitätswachstum sorgen. Oder zumindest bei weniger
Fachkräften, mehr Dynamik, mehr Aufträgen und höheren Kunden-Anforderungen auf
ein gesund hohes Produktivitäts-Level steigen und dort bleiben.
Wie kann so etwas konkret aussehen:
• Geschäftsprozesse und deren Nebenwirkungen analysieren und
Produktivitätsfresser finden und entrümpeln.
• Operative Kommunikationswege mittels digitalen Werkzeugen
beschleunigen.
• Alle Informationen in Echtzeit zur Verfügung stellen, die
für die Arbeit benötigt werden.
• Mehrfache Bearbeitung derselben Information vermeiden.
• Digitalen Workflow dem Unternehmen anpassen und nicht
umgekehrt.
• Die Unternehmenskultur immer im Auge behalten. Die
Digitalstrategie muss zur Unternehmenskultur passen.
• Die Mitarbeiter als aktiven Teil des Digital-Projektes
einbeziehen und nicht nur einen ausgesuchten Führungskreis.
• Lassen Sie sich bei der Planung und Umsetzung Ihrer
Digitalisierung unterstützen.
• Sprechen Sie mit Unterstützern, die sich in der
Blechverarbeitung auskennen.
• Lassen Sie sich konkrete und erfolgreich umgesetzte
Beispiele aus der Blechverarbeitung zeigen.
• Lernen Sie aus den Fehlern anderer.
Übrigens, da unsere Bundesregierung, und viele Landesregierungen, hier ein
massives Problem auf unser Land und unsere Wirtschaft zukommen sehen, gibt es
mehrere Förderprogramme, die mittelständische Unternehmen umfangreich
unterstützen.
Nutzen Sie diese Mittel und lassen Sie sich nicht zu viel Zeit!
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Quellen
(1) Statistisches Bundesamt: https://www-genesis.destatis.de/genesis/online
Suchbergriff: Produktivität
(2) https://www.destatis.de/DE/Ueber-uns/Kolloquien-Tagungen/Kolloquien/2016/Schmidt.pdf?__blob=publicationFile
(3) https://www.diw.de/de/diw_01.c.672622.de/produktivitaetswachstum_sinkt_obwohl_erwerbstaetige_besser_qualifiziert_sind.html









