Stellen Sie sich vor, Sie stehen in der Produktionshalle und spüren ganz genau, dass irgendetwas anders ist als früher. Und das fühlt sich gar nicht gut an.
Technisch ist alles auf dem neuesten Stand. Die Kunden bestellen gerne und ausreichend. Die Mitarbeiter sind motiviert. Das Qualitätsmanagement hat alle Prozesse sauber beschrieben. Und dennoch scheint das Unternehmen durch unsichtbare Mächte aus den Fugen zu geraten. Aber niemand kann Ihnen auch nur annähernd sagen, wer diese unsichtbaren Mächte sind und was sie bewirken.
Willkommen in der „VUCA*-Welt“!
Die Welt hat sich verändert. Sie ist heute
• volatiler (Volatility),
• unsicherer (Uncertainty),
• komplexer (Complexity) und
• ambivalenter (Ambiguity)
als früher.
Für den Zuschnittbetrieb in der „VUCA-Welt“ bedeutet dies, dass durch den globalen Wettbewerb und die zunehmend gesättigten Märkte der Zuschnittbetrieb vermehrt irritiert und massiv verunsichert wird. Alte Rezepte funktionieren nicht mehr.
Schauen wir uns mal die einzelnen „Mächte“ und deren Auswirkungen auf den Zuschnittbetrieb an:
Volatilität: Der bislang treue Kunde von heute ist nicht unbedingt auch der Kunde von morgen. Stabile und zuverlässige Bezugsquellen sind ohne Vorwarnung blockiert oder ganz verschwunden. Plötzlich gibt es neue Zölle, Brexit und nicht kalkulierbare Regierungen. Nichts ist mehr stabil. Die Zuschnittwelt wird unberechenbarer und unbeständiger.
Unsicherheit: Der Umsatz wächst und die Kapazitäten kommen an ihre Grenzen. Soll man investieren? Bekommt man das nötige Personal dafür? Bestellt der Kunde auch langfristig diese Mengen? Ist die Rohstoffversorgung gesichert? Alles Fragen, auf die es in der unsicheren Zuschnittwelt keine verlässlichen Antworten gibt.
Komplexität:
Die Wertschöpfung der Ausnahme wird zum Standard.
Prozessbeschreibungen werden zum Engpass. QM-Handbücher zum Märchenbuch.
Die Anforderungen an die Mitarbeiter und insbesondere an das Management
werden immer komplexer. Das Organisationssystem droht zu kollabieren.
Der Komplexitätsanteil in der Zuschnittwelt steigt.
Ambivalenz: Die Situationen lassen sich nicht eindeutig bewerten und die Entscheidungen schon gar nicht. Statt „entweder–oder“ überwiegt das „Sowohl-Als-Auch“. Was man entscheidet kann richtig, aber auch falsch sein. Es gibt keine einfachen und eindeutigen Antworten. Die Zuschnittwelt ist zwiespältig und widersprüchlich.
Und wie bewegt man sich nun in dieser „VUCA-Welt“ , in der „Mehr vom Alten“ und „Best Practice“ nicht mehr funktionieren?
Auch dafür gibt es keine eindeutigen Antworten, nur Ideen:
• Den Blick wieder mehr nach außen auf den Markt richten. Was sind die Anforderungen der Kunden und was sind die Stärken des Wettbewerbs.
• Aus dieser Perspektive den Blick nach innen richten . Welche Auswirkungen haben Kunden und Wettbewerb auf mein zukünftiges Handeln.
• VUCA-Anteile ausfindig machen , die das Unternehmen beeinflussen.
• Alles prüfen, das Gute behalten. Überflüssige Prozesse entrümpeln und Unternehmenstheater einstellen.
• Talente im Unternehmen finden und fördern.
• Experimente mit unsicherem Ausgang mutig initiieren und durchführen.
• Anpassungen designen und agil umsetzen.
• Gelassen bleiben und mit neuen Denkwerkzeugen spielen.
Man kann in der VUCA-Welt überleben, wenn man sich ihr stellt.
Und da die Verhältnisse bei Ihnen sowieso anders sind, lassen Sie uns gerne mal darüber reden.
Viel Spaß beim Weiterdenken!
Johannes Steinbrück
* Der Begriff „VUCA“ stammt ursprünglich vom amerikanischen Militär und besagt vereinfacht, dass bei einer heutigen Kriegsführung die Frontlinien nicht mehr klar sind.
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