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4-Augen-Prinzip macht blind

Als wir es abschafften wurde uns der Untergang prophezeit.
Vorher
Der Vertriebler* legt einen Auftrag im ERP an. Schnell. Grob. -> Ein Vertriebler soll verkaufen!
(*oder Vertriebsinnendienst, je nach Vertriebs-Organisation)
Die Auftragsvorbereitung (nicht Arbeitsvorbereitung!!) prüft die erfassten Daten gemäß dem 4-Augen-Prinzip. Ändert die Daten, ergänzt sie und stellt manches richtig.
Das Problem
(und das ist kein Vorwurf an die Mitarbeiter, sondern ein abkürzender Trampelpfad im System)
Die Auftragsvorbereitung ist sich sicher, dass die meisten Vertriebler recht präzise arbeiten. Man muss also nicht so intensiv prüfen. Man kennt ja seine "Pappenheimer" und manche Vertriebler machen so gut wie nie Fehler ๐
Die Vertriebler hingegen sind sich sicher, dass die Auftragsvorbereitung sich bei Unklarheiten und Fehlern melden wird. Also lieber mehr verkaufen als zu übertrieben präzise die Aufträge auszuarbeiten.
Wir haben das 4-Augen-Prinzip dann von heute auf morgen abgeschafft!!
Ganz mutig. Ohne zu wissen, was passiert. Sich dem möglichen Vorwurf des Irrtums aussetzend.
Nachher
- Die Qualität der erfassten Daten hat sich deutlich erhöht, da der Vertriebler nun komplett für das Ergebnis seiner Eingaben und Vorgaben verantwortlich ist.
- Die Anzahl und der Wert der internen und externen Reklamationen sind massiv gesunken.
- Am Ende der Auftragserfassung im Vertrieb, also bei Fertigungsfreigabe, stehen die Aufträge sofort der Arbeitsvorbereitung
(CAD/Konstruktion, Schachteln, Planung....) zur Weiterbearbeitung zur Verfügung.
- Die Durchlauf- und Lieferzeit der Aufträge ist deutliche reduziert, da die gesamte Prüfungs- und Korrekturroutine wegfällt.
- Die Kompetenz der Vertriebler im Verkaufsprozess hat deutlich zugenommen, da sie nun über alle Produkt-Spezifikationen präzise Bescheid wissen (müssen).
Die Vertriebler verkaufen deswegen nicht weniger. Ganz im Gegenteil.
Die Kunden schätzen die Beratungskompetenz der Vertriebler, den kurzen Auftrags-Durchlauf und die verlässlich kurzen Lieferzeiten.
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Übrigens: In der Produktion gilt bis heute ebenfalls die Werker-Selbstprüfung. Außer, der Auftrag verlangt explizit eine Qualitätskontrolle.
Den Mitarbeitern wird viel zugemutet! Aber auch viel zugetraut!
Es lohnt sich!









